Ohne Worte

Hände und Füsse der Kirche in Bewegung

Was wäre ein Missionseinsatz ohne Predigt oder Evangelisation? Eigentlich nicht mehr als ein sozialer Event. Doch eine Gemeinde in Oregon (USA) zeigt, dass es nicht immer der Worte bedarf, um auf Jesus hinzuweisen.
Die SouthLake-Gemeinde dient der Roosevelt-Schule.
Kristine Sommer
Die Mitglieder der SouthLake-Gemeinde bringen die Schule auf Vordermann.

Angefangen hat alles mit einem «Tag des Dienstes», der 2008 von der Luis Palau Association in Portland mit mehreren hundert Kirchen organisiert wurde. Da die Stadt einen harten Sparkurs angefangen hatte, gingen die Kirchen auf die Strasse, um auszuhelfen. An dem Tag kamen etwa 1'500 Mitglieder der SouthLake-Gemeinde zur Roosevelt High School, um die Schule auf Vordermann zu bringen und das Aussengelände vom Müll zu befreien. Die Kinder dieser Schule kommen aus armen Verhältnissen, in der Gegend sind viele Gangs unterwegs und es kommt häufig zu Bandenkriegen. 

Angst vor «diesen Kirchenleuten»

Es war erstaunlich, wie viel in nur wenigen Stunden erreicht wurde. «Sie machten draussen alles sauber und man merkte hinterher echt einen Unterschied», erklärt Hausmeisterin Phyllis Dean in einem Dokumentarfilm, der über die Arbeit der SoutLake-Gemeinde gedreht wurde. «Dann kamen sie rein, strichen die Wände, säuberten alle Möbel von innen, säuberten die Wände und putzten die Fensterscheiben von innen und aussen.»

Das hinterliess sichtbare Spuren, so dass die Schule und die Kirche eine längere Zusammenarbeit anstrebten. Doch die grösste Sorge seitens der Schule war die Evangelisation. «Wir hatten Angst, dass diese Kirchenleute kommen und auf uns einreden, damit alle Kinder und Mitarbeiter gerettet werden...», erzählt Schulleiterin Charlene Williams. Deshalb verpflichtete sich die Gemeinde offiziell, in der Schule nicht zu predigen – und nur durch Taten und Aktionen Gottes Liebe weiterzugeben. «Die Welt hat bereits gehört, dass die Kirche einen Mund hat», erklärt Kristine Sommer, Mitarbeiterin der SouthLake-Gemeinde. «Jetzt müssen sie unsere Hände und Füsse in Bewegung sehen!»

Gemeindebüro in der Schule

Heute, nach sieben Jahren der Zusammenarbeit, besteht die Angst vor dem «Bekehren» nicht mehr. Schulleiterin Williams ist vielmehr dankbar für die Hilfe der Gemeinde. «SouthLake geht an die Sache ran, indem sie sagen: 'Ich zeige dir durch meine Werke und Taten, was Liebe wirklich ist'.» Und genau das ist dringend nötig, findet Kristine Sommer. «Wir können ruhig eine Zeitlang aufhören zu reden und einfach nur dienen, denn das ist, was bislang gefehlt hat.»

Ihr wuchs die Arbeit in der Schule so ans Herz, dass sie mehr Zeit an der Roosevelt High verbrachte als an ihrem Schreibtisch im Gemeindebüro. Dann wurde Sommer ein Büro in der Schule angeboten und so arbeitet sie jetzt von dort aus, wird aber weiterhin von der Gemeinde bezahlt. «Das ist natürlich ungewöhnlich», erklärt der Pastor der SouthLake-Gemeinde, Kip Jacob, im Dokumentarfilm. «Aber es gibt so viele Bedürfnisse und Nöte. Die öffentlichen Schulen hier suchen nach Lösungen und sind sogar offen für die Zusammenarbeit mit religiösen Gruppen. Roosevelt brauchte jemanden, der die ehrenamtlichen Mitarbeiter koordiniert und so haben sie uns gefragt, ob wir das übernehmen können.»

Löcher stopfen

So eine enge Zusammenarbeit erstaunt sogar Evangelist Luis Palau, der in Portland wohnt. «Dass eine Gemeinde ein Büro in einer öffentlichen Schule hat, ich glaube, das ist in der gesamten Geschichte noch nie passiert!» Das erste, was Kristine Sommer eröffnete, war ein «Kleiderschrank», bei dem Personen gut erhaltene Kleidungsstücke abgeben. Die Schüler können sich dann das mitnehmen, was sie brauchen. Dies ist für die aus armen Verhältnissen stammenden Schüler eine grosse Hilfe. «Wir sind einfach hier, um die Lücken zu füllen», erklärt Sommer. «Das war von Anfang an meine Strategie: Wo sind die Löcher in der Unterstützung für die Schüler? Und was können wir tun, um die Löcher zu stopfen?»

«Vereint» zur landesweiten Kooperation

Damit es nicht bei einer einzelnen Kooperation bleibt, wurde nun der Dokumentarfilm «Undivided» (Vereint) gedreht. «Wir haben den Traum, dass alle Gemeinden im ganzen Land davon inspiriert werden», erklärte Pastor Jakob gegenüber CBN News. «Es gibt 300'000 Kirchen in den USA und 100'000 öffentliche Schulen. Was wäre, wenn die Kirche diese Chance wahrnehmen, die Gute Nachricht in die Tat umsetzen und die Bedürfnisse dieser Kinder stillen würde?» Auf ihre Kampagne «Jede Schule ist wichtig» haben sich über das Internet bereits über 16'000 Menschen gemeldet.

«Ich weiss, dass es eigentlich eine Trennung zwischen Staat und Kirche geben sollte», erklärt Christian Swain, Football-Trainer der Schule, am Ende des Dokumentarfilms. «Aber unterm Strich sieht man: Egal, was die Menschen dagegen tun, Gott ist Liebe und du kannst niemanden davon abhalten, andere zu lieben.»

Zur Webseite:
Dokumentarfilm «Undivided»
(Englisch)
South Lake Church (Englisch)

Datum: 05.03.2015
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / CBN News

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