Jein zu Babyklappen

Besser zur Babyklappe als zur Abtreibung

Fast jede Meldung über ein weiteres Kind in einem Babyfenster führt zu Diskussionen und Stellungnahmen. Die Leiterin des Marie Meierhofer Instituts für das Kind akzeptiert die Babyklappe zumindest als Notlösung.
Babyklappe
Das Babyfenster in Davos (gestellte Szene)

Im Februar 2015 wurde zweimal ein Baby in ein Babyfenster gelegt, einmal in Bern und einmal in Einsiedeln. Solche Ereignisse rütteln auf. Jedes Mal erscheinen dazu Meldungen und öfter auch Artikel und Interviews. Dieses Mal zum Beispiel ein Interview im Migros Magazin mit der Leiterin des Marie Meierhofer Instituts für das Kind, Heidi Simoni.

«Vertrauliche Geburt» hilft nicht allen Müttern in Not

Heidi Simoni zieht zwar die gesetzliche Einführung der «vertraulichen Geburt» den Babyfenstern vor. Denn sie ermöglicht dem Kind später die Kenntnis seiner Abstammung, weil bei der vertraulichen Geburt die persönlichen Daten der Mutter hinterlegt werden. Diese wird zwar ohne gesetzliche Grundlage zum Beispiel im Berner Inselspital praktiziert, ist aber anspruchsvoll und spricht offensichtlich nicht alle Mütter an, die anonym gebären wollen. Sonst wäre nicht kürzlich ein Kind im Babyfenster des Inselspitals angekommen. Simoni weist vor allem auf die hohe Sozialkompetenz hin, die das Personal bei der vertraulichen Geburt aufweisen muss.

Wer Hilfe sucht, findet sie auch

Der Marie Meierhofer Institutsleiterin ist das Babyfenster zwar nicht sympathisch, aber sie lässt es immerhin als «Notlösung gelten – trotz aller Fragezeichen». Sie räumt im Gegensatz zu anderen Kritikerinnen ein, dass es möglicherweise Leben rettet («wir wissen es nicht»). Sie schildert aber im Chor mit andern Kritikerinnen der Babyfenster das fehlende Wissen des Kindes über seine Herkunft dramatisch. Ebenso das Risiko, wenn die Mutter ohne fremde Hilfe gebiert. Sie betont zudem, dass Frauen in Not schnell auf das Babyfenster stossen, wenn sie im Internet Hilfe suchen. Eine spontane Google-Suche mit den Begriffen «schwanger» und «Hilfe» führt jedoch zuerst auf die Schwangerschaftsberatung von mamma.ch (Trägerschaft der Babyklappe) und von schwanger-wir-helfen.ch, aber nicht auf babyfenster.ch. Und diese Stellen werden Mütter in Not raten, sich bei der Geburt und bei der Bewältigung der anstehenden Probleme helfen zu lassen.

Recht auf Leben steht über Recht auf Wissen

Sowohl aus christlicher wie aus humanistischer Sicht muss allerdings – und das wischen Kritikerinnen immer wieder unter den Tisch – das Recht, leben zu dürfen, immer über dem Wissen um die eigene Herkunft stehen. Gut ist, wenn beides zusammengeht. Aber Babyklappen-Kinder teilen das fehlende Wissen um die eigene Herkunft mit Heerscharen von Kindern, die im sozialen Elend oder in Kriegsgebieten dieser Welt ihre Eltern verlieren und oft nicht einmal deren Namen wissen. Aber sie dürfen leben.

Zur Webseite:
Schweizerische Hilfe für Mutter und Kind (SHMK)
Babyfenster in der Schweiz  

Zum Thema:
Neues Gesetz: Kann die vertrauliche Geburt die Babyfenster ersetzen?
Kindstötungen vermeiden: Babyfenster oder besser die vertrauliche Geburt?
Premiere im Kanton Zürich: Spital Zollikerberg eröffnet eigenes Babyfenster

Datum: 06.03.2015
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

Werbung
Livenet Service
Werbung