Erste deutsche Flüchtlingskirche

«Wesensausdruck des christlichen Glaubens»

Die europaweit erste Flüchtlingskirche wurde in der vergangenen Woche in Berlin-Kreuzberg eröffnet. In der St. Simeonkirche werden nun nicht mehr nur Gottesdienste abgehalten, es soll ein Ort der Hilfe für Flüchtlinge und der Erfrischung für Flüchtlingshelfer sein.
Markus Dröge

Hierzu haben verschiedene Bereiche der evangelischen Landeskirche ihre Angebote nach Kreuzberg verlegt: Der Verein «Asyl in der Kirche» hält bereits die kostenlose juristische Beratung in St. Simeon ab, jeden Tag suchen etwa 25 Menschen bei dem Verein Hilfe. Die Diakonie Stadtmitte wird in der Kirche haupt- und ehrenamtliche Flüchtlingshelfer aus- und weiterbilden. Auch Menschen, die Angehörige auf der Flucht verloren haben, sollen hier Hilfe in der Trauerphase erhalten. Ein Café soll als Begegnungsstätte dienen, daneben werden Gottesdienste aber auch politische Veranstaltungen stattfinden.

«Es geht nicht um Missionierung»

Allerdings stehen die Gottesdienste eher im Hintergrund, die Flüchtlingskirche richte sich bewusst an Menschen aller Konfessionen und Religionen. «Es geht nicht um Missionierung», sagte die Migrationsbeauftragte der Kirche, Barbara Killat. Denn unter den Flüchtlingen befänden sich überwiegend Muslime und Alawiten, aber auch Menschen ohne religiöse Bindung und orthodoxe Christen.

Die Hauptaufgabe der Flüchtlingskirche sei vielmehr die langfristige Integration der Menschen, erklärte Bischof Markus Dröge. Deshalb werden auch vor allem ehrenamtliche Helfer in ihrer Arbeit unterstützt, Ärzte, Berater und Willommensinitiativen, denn die Helfer seien häufig mit der Situation überfordert und kämen an ihre Grenzen, so Dröge. «Diese Flüchtlingskirche ist ein Symbol dafür, dass die Arbeit mit Flüchtlingen nicht tagesabhängig ist», sagte Dröge im Eröffnungsgottesdienst. Vielmehr sei das Engagement für Asylsuchende «Wesensausdruck des christlichen Glaubens».

Supervision für Flüchtlingshelfer

Der Bischof glaubt nicht, dass das ehrenamtliche Engagement abnehmen wird. «Im Gegensatz zu anderen glaube ich nicht, dass die gute Stimmung kippt… Die Stimmung kippt nur, wenn sie gekippt wird», und dies geschehe durch Äusserungen, die immer wieder ein Ende der Hilfsbereitschaft voraussagten. Die Diakonie wird den ehrenamtlichen Helfern in Kreuzberg neben qualifizierenden Kursen und Koordinierung auch Supervision anbieten. Für das ganze Projekt hat die evangelische Kirche, den Beschluss der Landessynode vorausgesetzt, bis 2017 anderthalb Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

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Datum: 18.10.2015
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / Berliner Zeitung / epd

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