Gedanken für zwischendurch

Die Knopf-Druck-Methode

Ein Znüni, ein Zvieri, ein Bettmümpfeli: das alles sind kleine Zwischenmahlzeiten, die Leib und Gemüt gut tun. In diesem Sinn sind die Kurzgeschichten von Pfarrer Herbert Held zu verstehen – kleine Impulse, die zum Nachdenken bewegen wollen.
Kaffeemaschine

Auf Knopfdruck startet der Computer, die Melkmaschine, der Küchenmixer, der Fernseher, die Waschmaschine und viele andere nützliche Geräte. 

Auf Knopfdruck wird es in der Wohnung hell und die Autoscheibe öffnet und schliesst sich automatisch. Wir regieren unsere Alltagswelt mit dem Zeigefinger. Häufig erfolgt sogar die zwischenmenschliche Kommunikation, indem wir mit dem Zeigefinger sanft einen Bildschirm streicheln. Bei gesundheitlichen Problemen drücke ich mit dem Daumen eine Tablette aus der Verpackung, nehme das Medikament ein und häufig geht es mir schon bald wieder besser.

Wenn die Methode versagt...

Was aber passiert, wenn die Knopf-Druck-Methode versagt? Wenn es im Wohnzimmer frostig ist, weil sich das Ehepaar nichts mehr zu sagen hat, wenn das Medikament keine Veränderung bringt, wenn die Tochter die Türe zuschlägt und weggeht, wenn eine düstere Stimmung über die Seele kommt, was dann?

Dann kommt Psalm 50, Vers 15 zur Anwendung: «Bist du in Not, so rufe mich zu Hilfe! Ich werde dir helfen, und du wirst mich preisen.»

Gott wartet

Da wäre ja noch ein Gott, der auf meinen Anruf wartet. Braucht es wirklich eine Not, damit er wieder mal etwas von mir hört? Er verspricht mir Hilfe! Wohlgemerkt: nicht auf Knopfdruck. Seine Hilfe wird womöglich ganz ander sein, als ich mir das vorstelle.

Vielleicht besteht seine Hilfe zuerst einmal darin, dass er mich Geduld lehrt: «Hör mal, mein lieber Mensch: Es geht nicht alles auf Knopfdruck! Vertraue mir, so wirst du meine Hilfe auf eine Art und Weise erleben, dass du mich preisen wirst.» Ich könnte Gott ja wieder mal anrufen. Mir oder ohne Not. Warum nicht gleich?

Ich könnte ihm ja beispielsweise sagen, dass...

Herbert Held ist Pfarrer in Röthenbach. Diese Andacht ist aus seinem Buch «Auszeit – Gedanken für Zwischendurch».

Zum Thema:
Kolumne zum Sonntag: Himmlische Eigentumswohnung
Kolumne zum Sonntag: Echte Begeisterung

Datum: 21.10.2016
Autor: Herbert Held
Quelle: Sonntagsblatt des «Berner Oberländer» / Auszeit: Gedanken für zwischendurch

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