Christlicher Treff in Jerusalem

«Wie ist es, so nahe an den biblischen Ereignissen zu leben?»

Der Blick auf den Ölberg, die Grabeskirche nur ein Steinwurf entfernt und nur fünf Gehminuten von der Klagemauer: Der Christus-Treff Jerusalem, auch bekannt als Johanniter-Hospiz, liegt in der Nähe von verschiedenen biblischen Geschehnissen. Livenet unterhielt sich mit Michael Mohrmann vom Leitungsteam des Johanniter-Hospiz in Jerusalem.
Michael Mohrmann im Innenhof des Johanniterhospiz

Livenet: Michael Mohrmann, das Johanniter-Hospiz steht mitten in der Jerusalemer Altstadt, wie ist diese Einrichtung entstanden?
Michael Mohrmann: Der Johanniterorden hat das Johanniter-Hospiz Mitte des 19. Jahrhunderts als Ort christlicher Gastfreundschaft für Handwerker, Pilger und Wanderer im Heiligen Land gegründet. 1993 wurde ein neuer Betreiber für das Haus gesucht, nachdem Schwestern der Jesus-Bruderschaft nach acht Jahren Dienst wieder nach Deutschland zurückgekehrt sind. Durch Vermittlung der Jesus-Bruderschaft kam der Christus-Treff e.V. ins Gespräch, der nun das Haus seit über 23 Jahren mietet und mit wechselnden Teams als Gästehaus und Begegnungsort betreibt.

Ihr seid nahe an vielen Orten der Bibel. Wie fühlt es sich an, so nahe an vielen historischen Stätten zu arbeiten?
Es ist schon etwas ganz Besonderes, mit Blick auf den Ölberg, nur einen Steinwurf weit von der Grabeskirche und fünf Minuten vom Tempelberg in der Mitte der Jerusalemer Altstadt zu leben. Wir haben den Vorteil, schnell mal in die Grabeskirche oder an die Klagemauer gehen zu können, wenn da gerade nicht so viel los ist oder gerade dann, wenn dort viele Menschen die grossen Feste feiern. Auch der See Genezareth ist ja nicht sehr weit entfernt. Es ist in jedem Fall berührend, die biblischen Berichte zu lesen und zu realisieren: es war wohl genau hier.

Stellt sich an einem solchen Ort irgendwann auch ein Alltag ein oder nicht unbedingt?
Wir empfinden das Leben hier schon als viel facettenreicher als in Deutschland, es ist unglaublich, was sich an kultureller Vielfalt hier um unser Haus herum ereignet. Dennoch hat sich nach einem Jahr auch so etwas wie Alltagsroutine eingestellt.

Ihr seid deutschsprachig. Wie sieht es mit euren Gästen aus? Von wo überall kommen diese?
Die Übernachtungsgäste kommen überwiegend aus Deutschland, aber auch aus der Schweiz, Österreich, England, USA, Indien… Daneben besuchen uns den Tag über auch Gäste, die in Israel Urlaub machen oder auf Zeit hier sind, da gibt es auch israelische und palästinensische Gäste. Mit den internationalen Gästen kommunizieren wir dann auf Englisch.

Ihr bietet auch Andachten und Gebetszeiten an – haben diese einen Bezug zu eurem Standort oder nicht unbedingt?
Wir haben an jedem Morgen um 8:15 Uhr eine Morgenandacht und jeden Donnerstag um 20:00 Uhr bieten wir einen offenen Christus-Treff-Abend an. Die Impulse sind natürlich oft inspiriert von der Nähe zu den biblischen Stätten, aber nicht ausschliesslich. Gern laden wir auch Referenten aus dem Land ein, die von ihrem Dienst und Leben hier berichten.

Was berührt euch bei eurer Arbeit besonders?
Es ist ein Privileg, im Heiligen Land leben zu dürfen. Wir lieben die Gästearbeit, das Gespräch mit so vielfältigen Gästen und Volontären, die in unser Haus kommen. Berührend sind vor allem die Begegnungen mit den Menschen hier im Land, mit Israelies und Palästinensern. Wir beten mit vielen anderen um eine Befriedung des Konfliktes und um gerechte Lösungen für beide Seiten.

Ist ein Ableger in Nazareth oder einer anderen biblischen Stadt geplant?
Nein, im Moment planen wir keine weiteren Ableger in der Region.

Zur Webseite:
Johanniter-Hospiz

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Datum: 04.10.2016
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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